Im Januar dieses Jahres war der 50. Todestag von Coco Chanel für viele Wegbegleiter, Bewunderer und Biografen der Anlass, über sie als besondere Persönlichkeit der Modewelt zu reden und zu schreiben. Sie war ihr Leben lang eine Kämpferin und Zeugin in einer von Männern dominierten Welt, die für sie nie einfach war, und in der sie sich ständig behaupten und bewähren musste. Erst in ihrem letzten Jahrzehnt erlebte sie die Anerkennung, die sie für ihre revolutionäre und zeitlos elegante Mode verdiente.

Coco Chanel beschritt einen aufregenden Lebensweg, bevor sie die berühmte und gefeierte Modedesignerin wurde. In den 20er und 30er Jahren sowie später in den 50er Jahren drückte sie der Modewelt als Designerin ihren eigenen unverwechselbaren Stempel auf. In größter Armut geboren, kämpfte sie darum, Unabhängigkeit und Freiheit zu erlangen – und zu bewahren. Als unerbittliche Kämpferin war es immer ihr Ziel, ein großes Mode-Imperium aufzubauen. Das gelang ihr vor allem dadurch, dass sie sich mit ihrer zeitlos modernen Kleidung gegen die damals vorherrschende dekorative Garderobe wendete. Mit  größter Energie gelang es ihr, zur weltweit gefeierten Modeschöpferin und als berühmteste „Hutmacherin und Näherin“ der Welt zur Verkörperung des Pariser Chics zu werden; und sie avancierte zur Ikone des 20. Jahrhunderts.

Schon in ihrer frühen Karriere stellte sie eine Mode vor, die eine unnachahmliche Eleganz und Leichtigkeit verkörperte. Mit schlichten Jacken und wenig Schmuck unterstrich sie schon in den 20er Jahren ihre Kreationen, die die Weiblichkeit stilvoll unterstrich. Nicht nur mit ihrem klassischen, berühmten Chanel-Kostüm, sondern auch mit dem 1921 erschaffenen und 1924 verkäuflichen Parfüm Chanel N° 5, brachte sie den ersten Duft mit synthetischen Komponenten auf den Markt. Ein Duft für die engagierte, moderne Frau, der auch heute noch, 80 Jahre nach seinem Erscheinen, eines der meistverkauften Parfums der Welt ist.

In dieser Zeit erfand Coco Chanel übrigens auch das „Kleine Schwarze“ aus Crêpe du Chine, das zunächst als frivol, gleichzeitig als alltagstauglich galt. Es erlebte einen neuen Aufschwung in den 60er Jahren, unter anderem durch den Film „Frühstück bei Tiffany‘s“, getragen von Audrey Hepburn. Seitdem gilt es als Inbegriff für Stil und Eleganz. Es ist bis heute ein Must-Have für jede Frau – und das nach fast hundert Jahren (!).

Der C.H. Beck Verlag hat ihr in seinem Buch mit dem Titel „Die großen Modedesignerinnen“ (Stefanie Schütte) ein besonderes, persönlich gehaltenes Kapitel gewidmet. Interessant sind nicht Gabrielle „Coco“ Chanels Entwicklung von der Näherin zur Designerin, sondern ihr persönlicher Hintergrund, der sehr wesentlich von emotionaler Abhängigkeit und männlicher Unterstützung geprägt war – und dies nicht nur finanziell. Ihre fragwürdige Rolle während des Krieges, in der ein deutscher Botschaftsattaché involviert war,  veranlasste sie, Frankreich zu verlassen und in der Schweiz zu leben. Von dort aus musste sie zusehen, wie mit der ersten Kollektion des aufgehenden Sterns Christian Dior im Jahre 1947 die natürliche Weiblichkeit aus der Mode verschwand. Die Wespentaille, schwere Röcke und enge Bustiers lehnte Coco rundweg ab, da sie das Selbstbewusstsein der Frau schmälerten.

Sehr gut vorbereitet kehrte Coco Chanel im Jahre 1954 zurück nach Frankreich mit einer neuen, erst später bewunderten Kollektion – mit über 70 Jahren gelang ihr eine zweite, große Karriere.  „Coco Chanels Comeback in den 50er Jahren entschied eigentlich erst über ihren bleibenden Ruf als DIE Modeschöpferin des 20. Jahrhunderts.“  (s. Gertrud Lehnert,  Frauen machen Mode, Dortmund 1998). Coco Chanel war der Meinung, dass männliche Modeschöpfer der weiblichen Logik in der Kleidung nicht folgen und verstehen konnten. „Aber nein, mit Sicherheit nicht, Männer sind nicht dazu geschaffen, Frauen anzuziehen“, sagte sie.Ihre Mode war und ist revolutionär. Sie definierte nicht nur jegliche Konzeption von Kleidung neu, sondern sie führte auch zu einer neuen Lebensart. Ihre Kollektionen stehen für immerwährende zeitlose Eleganz. Bis heute wird sie von der Modewelt, insbesondere in ihrer Heimat Frankreich, sehr verehrt.

Im Laufe ihres Lebens erfand sich Coco Chanel immer wieder neu und erlangte einen einzigartigen Mythos, so dass ihr sogar noch zu Lebzeiten ein Broadway-Musical gewidmet wurde. Mademoiselle Chanel starb im Jahr 1971 mit 88 Jahren allein und verbittert in ihrer Wohnung im Hotel Ritz in Paris. Doch ihr Leben, ihre Eleganz und ihr Stil werden noch Jahrzehnte nachwirken. Sie wird immer ein Vorbild anderer Mode-Designerinnen sein.

 

Text: Heide Brandes

 

Unsere Empfehlungen:

Stefanie Schütte, „Die großen Modedesignerinnen“, 2019, C.H. Beck-Verlag;
Spielfilm Frankreich 2008, Thema:“ Unabhängig, weiblich, stark“, bei arte

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