Im August 2021 zierte die Klimaaktivistin Greta Thunberg das Cover der ersten Ausgabe der „Vogue Scandinavia“ – und nutzte die Gelegenheit für Kritik an der Modebranche und der Fast-Fashion-Bewegung. Sie verwies auf Probleme für Klima und Umwelt sowie schlechte Arbeitsbedingungen, die mit der schnelllebigen Massenproduktion von Kleidung einhergehen. Allein in Deutschland landen jedes Jahr etwa eine Million Tonnen Altkleider in Altkleidercontainern. Aufgrund ständig wechselnder Kollektionen, billiger Ware und häufig schlechter Qualität sortieren viele Menschen regelmäßig Kleidungsstücke aus. Im besten Fall werden diese recycelt, im schlechtesten Fall landen sie auf der Müllkippe oder werden verbrannt. „In der Mode- und Textilbranche gilt es deshalb Nachhaltigkeit neu zu denken. Mit dem Bekenntnis zur Kostbarkeit unserer Umwelt lässt sich auch ein nachhaltiger Stil durchsetzen. Gleichzeitig kann aus einem alten Kleidungsstück ein hochwertiger, neuer Gegenstand mit langer Lebensdauer werden – zum Beispiel ein eleganter Kleiderbügel“, weiß Michaela Schenk, Inhaberin und Geschäftsführerin des Kleiderbügelherstellers MAWA GmbH.

Das Problem: Kleidung als Wegwerfprodukte

Viele Menschen bringen alte Kleidung zu Containern und Sammelstellen. Jedoch landen nur Stücke, die nicht kaputt und verdreckt sind, auf dem Secondhandmarkt – vor allem in Osteuropa und im Süden der Welt. Jedoch sinkt der Secondhand-Anteil stetig, da die Fast-Fashion-Bewegung eher geringe Qualität liefert. Der Großteil der Pullover, T-Shirts und Hosen wird also verbrannt oder geschreddert. Bis heute hat sich kein nachhaltiger Altkleider-Kreislauf etabliert. Nicht einmal ein Prozent wird zu neuer Kleidung recycelt, denn die Wiederverwertung von Alttextilien zu neuen Fasern rechnet sich derzeit nicht. Um einen nachhaltigen und profitablen Kreislauf aufzubauen, müssten Hersteller diese Fasern auch verarbeiten. Dafür muss Kleidung allerdings nach ihrer Materialmischung sortiert werden – doch welche Stoffe verwendet wurden, lässt sich häufig nicht mehr nachvollziehen. Erst ab einem Anteil von fünf Prozent müssen Hersteller einzelne Stoffe angeben. Außerdem fehlen in der Regel Informationen über verwendete Chemikalien, nach denen sich jedoch das erforderliche Recyclingverfahren richtet.

Die Lösung? Wiederverwertung der Textilfasern

Um die Materialien aufzuschlüsseln und die Faserzusammensetzung der Kleidung zu ermitteln, lässt sich beispielsweise eine Infrarot-Sortiermaschine einsetzen. Doch auch solch eine Maschine erkennt nur Fasern, die mindestens zehn Prozent ausmachen. Ein kleiner Knopf, der alle Informationen zu Anteilen, Chemikalien und Produktionsbedingungen speichert und als elektromagnetische Wellen aussendet, würde eine nachhaltige Lösung darstellen. Doch dafür müssen die Hersteller diese Details auch bekannt geben. Alternativ lässt sich alte Kleidung auch anders wiederverwerten. Zum Beispiel können alte Pullover, T-Shirts oder Hosen zu Putzlappen verarbeitet oder geschreddert werden, um die winzigen Fasern für Dämmmaterial zu nutzen. In diesen Fällen kann von „Downcycling“ gesprochen werden. Doch Altkleider lassen sich auch für Upcycling-Verfahren verwenden. „Wir setzen zur Produktion unserer neuen ECO-Bügel auf die Neuverwertung von alten Kleidungsstücken und verarbeiten Textilfasern zum innovativen Upcycling-Material MAWA TexPlast – und daraus entstehen dann elegante Kleiderbügel. So produzieren wir nachhaltige Lifestyleprodukte für eine neue Welt“, erklärt Michaela Schenk und ergänzt: „Wir haben schließlich keine zweite Erde und es gibt kein ‚weg‘ – unser Müll muss ja irgendwo hin. Deshalb müssen wir Nachhaltigkeit neu denken und neue Wege für die Wiederverwertung von alten Materialien finden.“

Das Ziel: Kreislauf in der Textilindustrie

Solche Verfahren können wirkungsvolle Strategien gegen das Wegwerfen und Verbrennen von textilen Abfällen darstellen. Zudem lassen sich so CO2-Emissionen einsparen und ein Kreislauf für das verwendete Material kann so etabliert werden. Im Rahmen des Brüsseler Green Deals soll es ab 2025 auch verpflichtend sein, Altkleidung getrennt vom Restmüll zu sammeln. Für die Zukunft bieten sie allerdings nur eine mögliche Lösung, wenn auch wirklich ein nachhaltiger Kreislauf in der Mode sichergestellt wird. Dafür benötigt die Textil- und Modebranche allerdings eine neue Infrastruktur für das Recyceln von alten Textilfasern.

Weitere Informationen unter http://www.mawa.de

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