„… Meist humorvoll, manchmal auch kritisch und zum Nachdenken anregend, aber stets im Sinne Goethes: Auf dass alles frisch und neu und mit Bedeutung auch gefällig sei.“ Dieses Zitat stammt zwar aus der Vorankündigung zur Performance von Ralf Bauer am 18.12.2021 in Ettlingen „Bauer sucht Christkind“, könnte aber auch als Überschrift über sein Wirken als Schauspieler und/oder Regisseur gelten.

von Heide Brandes

Ralf Bauer ist ein Vollblut-Schauspieler. Allein in seiner „Filmografie“ (Wikipedia) werden über sechzig Rollen in Film und Fernsehen aufgelistet; aktuell war er in der TV-Serie „Die Bergretter“ zu sehen. Auch auf der Theaterbühne war er sehr erfolgreich, unter anderem in klassischen Rollen wie „Romeo und Julia“, „Julius Caesar“, „Urfaust“ und“ Jedermann“ – letztere mehrmals im Volkstheater Frankfurt, wobei er sehr häufig Theaterregie führte. Neben seiner schauspielerischen Tätigkeit setzt sich Ralf Bauer für die Rechte der Menschen in Tibet und anderen Exilländern ein. So spielt das tibetische Thema in seinem beachtenswerten Debüt als Filmregisseur mit „Die Wiederkehr – Sem Dhul“ eine große Rolle. Als überzeugter Yoga-Anhänger veröffentliche Ralf Bauer einige DVD’s und publizierte sein Buch „Yoga – Unterwegs zu mir“ über die Philosophie des tibetischen Yoga. Einem so vielseitigen, wandelbaren Künstler wie Ralf Bauer können diese wenigen Zeilen nicht gerecht werden. Wir empfehlen daher einen intensiven Blick auf seine Website: www.ralfbauer.info mit Bildern aus seiner Schauspieler- und Regiekarriere von 1991 bis 2021. FASHION GUIDE MAGAZIN hat den Schauspieler und Regisseur Ralf Bauer gebeten, uns einige persönliche Fragen zu beantworten.

Herr Bauer, sind Sie ein Freund von Interviews und Talkshows? Ja, ich liebe Interviews, wenn es etwas zu berichten gibt. Ich sehe mich aber nicht als Dauertalkgast – ohne ein Projekt in den Fokus zu stellen.

Welches gesellschaftliche Thema beschäftigt Sie gegenwärtig am meisten? Und mit wem würden Sie gern darüber diskutieren? Nicht nur zurzeit, sondern schon sehr lange mache ich mir Gedanken über Gesundheit und vor allem Krankheiten, die durch Ängste entstehen können. Und wie man sich über Ernährung und mit gewissen Übungen davon loslösen kann. Diskutieren am liebsten mit einem tibetischen Arzt, einem ehemaligen Leibarzt des Dalai Lama, Yeshi Donden.

Welche historische Persönlichkeit würden Sie um ihre Meinung zu heutigen Problemen bitten? Mahatma Gandhi

Was bereitet Ihnen besondere Freude und womit kann man Sie auf die Palme bringen? Besondere Freude bereitet mir, wenn ich Menschen zum Lachen bringen kann. Und auf die Palme bringen mich oft Autofahrer, die ihre Blinker beim Wechsel nicht mehr benutzen und dadurch ihren Egoismus aufzeigen.

Welchen Rat können Sie theaterbegeisterten Talenten mit auf den Weg geben? Hat dieser Beruf weiterhin Zukunft? Spielen, spielen, spielen und die Lust an der Literatur behalten, um diese dann im neuen Gewand zu präsentieren.

Was war die beste Entscheidung in Ihrer Schauspielkarriere und welche würden Sie im Nachhinein gern rückgängig machen? Die beste Entscheidung war es diesen Beruf zu erwählen. Und im Nachhinein würde ich nicht mehr zu sehr auf die Versprechen der Produzenten hören. Bei Cäsar heißt es: „Was Menschen Übles tun, das überlebt sie. Das Gute wird mit ihnen oft begraben.“

Hat Sie der Umgang mit der Sprache, mit Worten schon früh fasziniert? Es fing erst in der Schauspielschule an. Die intensive Auseinandersetzung mit Literatur ist dort entstanden, da es für diesen Beruf die Grundbasis ist. Modisch lieben Sie es eher leger, unkonventionell und manchmal sind Sie der elegante „Dressman“. Spielen Modetrends eine Rolle, oder pflegen Sie Ihren eigenen persönlichen Stil? Im Grunde geschieht das „SichKleiden“ eher nach Gefühl – ich bin aber trotzdem an das Angebot gebunden.

Könnten Sie sich vorstellen, Designer zu sein – Mode, Schmuck oder Malerei? Ich könnte mir das zwar vorstellen, habe aber überhaupt kein Talent hierfür.

Wem haben Sie zuletzt ein Kompliment gemacht und welches hat Sie persönlich am meisten gefreut? Heute morgen einer Tibeterin, die schon sehr gut deutsch spricht, obwohl sie erst vor kurzem mit dem Studium der Sprache anfing. Vor langer Zeit hat mir mal ein Freund von Blacky Fuchsberger, der über meine Charity-Aktivitäten Bescheid wusste, gesagt: “Du bist ein wahrer Mensch“. Das war ein großes Kompliment.

Sie haben im September Ihren 55. Geburtstag gefeiert. Sie können auf eine fast 30jährige erfolgreiche Karriere zurückblicken. Sind Sie stolz auf das, was Sie bisher erreicht haben – als Schauspieler und Regisseur? Ach, Karriere- ich finde das völlig überbewertet. Vielmehr sollte die persönliche Entwicklung eines Menschen im Vordergrund stehen.

Sie kennen Frankfurt sehr gut und Frankfurt kennt Sie sehr gut. Aus der Zusammenarbeit mit Wolfgang Kaus im Volkstheater und – unvergessen – aus „Der Priestermacher“ in der Komödie mit Joachim Fuchsberger. Haben wir Frankfurter eine Chance auf Wiederholung dieser Auftritte? Ich würde gerne, da ich grandiose Erinnerungen an diese beiden sehr engen Freunde und Kollegen habe, aber leider, leider….

Ihr Regiedebüt „Die Wiederkehr – Sem Dhul“, stellt eine Verbindung her zwischen dem Surfer-Lifestyle von St. Peter-Ording und der Philosophie Tibets. Sie sind Anhänger der tibetischen Heilyoga. Spiegeln sich in Ihrem Film persönliche Erfahrungen wieder? Es spiegeln sich eher tibetische Philosophien wieder. Tibeter betrachten das Leben aus einem anderen Blickwinkel. Es geht um die Abhängigkeit von anderen Menschen: zum Beispiel der Mensch, der den Samen für die Tomaten gesät hat, der sie gegossen, geerntet, gekauft und zubereitet hat, der sie verarbeitet hat und, einem eventuell beim Italiener serviert wird. Oder die Kleidung, die wir tragen: Wie viel Wasser, Luft und Sonne waren nötig, damit die Baumwolle wuchs, die dann durch Menschenhände verarbeitet wurde, damit wir es als T-Shirt tragen können…

Worüber haben Sie sich zuletzt so richtig geärgert, und worauf freuen Sie sich in der nächsten Zeit am meisten? So richtig geärgert schon sehr lange nicht mehr …. Und ich freue mich auf Winter, Schnee, Kaminfeuer zuhause und gute Bücher. Sie sind ein sehr vielseitiger, esoterisch interessierter Mensch.

Sie haben ausgezeichnete Möglichkeiten – was haben Sie in nächster Zeit geplant? Esoterik versuche ich eher zu vermeiden, nennen wir es lieber spirituell. Diesen Winter werde ich viel Yoga praktizieren um dann ausgeglichen ins nächste Jahr zu rutschen…. Vielen Dank, Herr Bauer. Wir danken Ihnen sehr, dass Sie FASHION GUIDE einen kleinen Einblick in Ihr persönliches und berufliches Leben gegeben haben.

Fotos: Oliver Betke

http://www.ralfbauer.info

 

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